In der freien letzten Maiwoche machten Frau Siegemund und ich uns auf, um das Árpád Gymnasium einmal selbst kennenzulernen. Wir wurden gleich am Sonntag, dem 25. Mai 2025, sehr herzlich von Elisabeth Harmath und Bence Arendas, die unsere Schulaustauschprogramme von ungarischer Seite aus betreuen, am Bahnhof von Tatabánya empfangen. Nach und nach erkundeten wir mit ihnen in den folgenden Tagen das Árpád Gymnasium, die Umgebung der Stadt, die Landesküche und schöne Orte in der Nähe wie zum Beispiel Tata oder Tarjá. Wir sahen kleine Weinhänge in der grünen hügeligen Landschaft, historische Monumente und Schlösser und erlebten, wie sich auch die deutsche Sprache an zahlreichen Gebäuden sichtbar erhalten hat, begründet durch deutsche Einwanderung nach Ungarn im Mittelalter und der frühen Neuzeit, durch die sich bis heute einige regionale deutsche Sprachinseln in Ungarn erhalten haben. Natürlich ließen wir uns auch die nahe gelegene Hauptstadt Budapest nicht entgehen, die wir auf eigene Faust erkundeten. Tatabánya und das Árpád Gymnasium bieten demnach viele interessante Möglichkeiten, um Gruppenmobilitäten für Schüler und Schülerinnen lehrreich auszurichten.


In der Schule erlebten wir zu unserer Überraschung einen Feuerwehreinsatz, der über drei Tage hinweg stattfand. Ein offenes Feuer gab es aber zum Glück nicht. Der Brandschutz wird an ungarischen Schulen von Tag zu Tag von unterschiedlichen Gruppen der Feuerwehr kontrolliert, wodurch alle örtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr mit dem Schulgebäude vertraut gemacht werden. Eine bemerkenswerte Idee, wie wir feststellten. So hinterließ dies doch einen besonders nachhaltigen Eindruck bei allen in der Schule, vielleicht mehr als bei einem Probefeueralarm wie wir ihn bei uns kennen.
Wie in anderen europäischen Ländern auch, endet die Grundschule in Ungarn erst nach dem 8. Jahrgang. Deshalb starten die Schülerinnen und Schüler am Árpád Gymnasium in der Regel auch erst ab der 9. Klasse. Es gibt in jedem Schuljahr außerdem genau eine 7. Klasse, für die sich besonders begabte Kinder frühzeitig bewerben können. Die Plätze dafür sind sehr begehrt und es gibt üblicherweise mehr Anwärter als Plätze für einen solchen frühzeitigen Schulstart am Árpád Gymnasium. Auch für den regulären Schulstart in Klasse 9 gibt es deutlich mehr Bewerber und Bewerberinnen, sodass Aufnahmeprüfungen durchgeführt werden.
Uns begegnete noch eine Reihe weiterer interessanter Unterschiede zum uns vertrauten Schulablauf. Schüler und Schülerinnen arbeiten selten mit digitalen Endgeräten. Die Vorgaben für den Unterricht kommen für die Schulen im gesamten Land zentral aus der Hauptstadt Budapest und nicht wie bei uns aus den Bildungsministerien der Landeshauptstädte. Und der Einsatz von Kameras ist in allen Gängen des Schulgebäudes erlaubt – vielleicht ein Teil der Erklärung, warum es überall so sauber und ordentlich aussieht? Klassenfahrten in Ungarn dauern nur zwei Tage, führen demzufolge auch nicht allzu sehr in die weite Ferne. Dafür finden diese kurzen Fahrten in jedem Schuljahr statt. Die langjährige Schulpartnerschaft mit unserer Schule ist sowohl der Deutsch Fachschaft als auch der Schulleitung sehr wichtig, wofür wir sehr dankbar sind.
Auf jeden Fall ist das Schulgebäude sehr gepflegt. Die Reinigungskräfte sind während des Unterrichtstages gleich im Eingangsbereich bei der Pförtnerloge präsent. Es gibt Pflanzen auf den Gängen, die zu einer angenehmen Atmosphäre im Gebäude beitragen. Die Wände in den Fluren sind mit Foto-Collagen der Abiturjahrgänge der vergangenen Jahrzehnte geschmückt. Und in der Nähe des Lehrerzimmers entdeckten wir sogar Umkleideräume und Duschen für die Lehrkräfte.
Am Raum einer Schulkrankenschwester vorbei gelangt man zur Schulbibliothek, wo die Schulbibliothekarin, auch bekannt als die „gute Seele der Schule“, den Lernenden auf einfühlsame Weise mit Rat und Tat zur Seite steht.
Wir begleiteten verschiedene Lehrkräfte in die Unterrichtsstunden zu Englisch, Deutsch und Sport. Der Unterricht erschien uns recht frontal und lehrerzentriert. In einem sehr netten und langen Gespräch mit dem Schulleiter und einem seiner Stellvertreter lernten wir einiges über die Abläufe und Planungen der Schulorganisation und konnten diese mit den Möglichkeiten, die uns unser Schulsystem bietet, abgleichen.
Auch zum Thema Inklusion konnten wir eine versierte Schulbegleiterin interviewen, die über ihre Erfahrungen mit der Beschulung von blinden Kindern berichtete. Und eine Biologie-Kollegin vor Ort machte uns auf spannende Projekte zum Thema Nachhaltigkeit aufmerksam, die am Árpád Gymnasium durchgeführt werden.
Alles in allem eine sehr spannende Erfahrung! Wir haben viele neue Einblicke erhalten, die uns auf verschiedene Art und Weise zum Nachdenken angeregt haben.




